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Für die Lehre von Bern nach Wyssachen

Für die Lehre von Bern nach Wyssachen - Teaser

Normalerweise läuft es genau umgekehrt. Doch Ramon Baur (16) reist für seine Lehre als Solarinstallateur von Bern nach Wyssachen. Im Interview mit WURZEL wird klar, weshalb.

TEXT: Bruno Wüthrich; FOTOS: Joël Jakob

Es ist alles andere als alltäglich, dass jemand, um seine Lehre zu absolvieren, aus der Stadt Bern nach Wyssachen reist. WURZEL interessiert, wie es dazu kommt, wie der Lernende diese Situation erlebt und wie es ihm dabei geht.

WURZEL: Sie absolvieren seit dem 5. August dieses Jahres die Lehre als Solarinstallateur EFZ bei der clevergie ag in Wyssachen. Wie kam es dazu?

Ramon Baur: Ich arbeite gerne im Freien und mich hat es schon immer interessiert, wie das mit der Elektrizität funktioniert. Dazu gehört auch die Solartechnik, die meines Erachtens eine grosse Zukunft hat. Und es ist halt eine neue Lehre. Dies alles hat den Ausschlag gegeben.

Hat sich dieser Entscheid schon früh abgezeichnet?

Diese Lehre hatte ich schon eine ganze Zeit im Fokus, wusste aber lange Zeit nicht, ob damit gestartet wird, wenn ich aus der Schule komme. Ab der 8. Klasse hatte ich dann diese Sicherheit und begann, in verschiedene Betriebe reinzuschauen. Dabei bestätigten sich meine Erwartungen, so, dass ich mich definitiv für diese Ausbildung entschied.

Was gab den Ausschlag, die Lehre bei der clevergie ag zu absolvieren?

Ich durfte hier eine Woche reinschnuppern und mir passte dabei das Arbeitsklima und wie die Leute miteinander umgehen. Und natürlich gefiel mir auch die Arbeit. Es passte einfach alles.

Und ist alles so, wie Sie sich das vorgestellt haben?

Ja, bisher schon. Es gefällt mir sehr gut.

Bei welchen Arbeiten sind Sie mit dabei?

Das ist ganz unterschiedlich. In der Weihnachtszeit ist alles etwas anders. Wie ich von meinen Kollegen höre, machen diese nicht dasselbe wie ich. Ich war viel mit Technikern unterwegs, war viel bei Inbetriebnahmen von Wechselrichtern und Anlagen mit dabei, aber auch bei Störungsbehebungen. Zum Beispiel beim Wiederaufschalten eines Wechselrichters, der offline gegangen ist. Nach den Winterferien gehe ich auch auf Montage. Dann werde ich auch viel dabei sein, wenn Unterkonstruktionen (UK) gemacht oder Panels montiert und verkabelt werden.

Sie sind also von Beginn weg voll mit dabei.

So ist es. Das gefällt mir sehr. Ich kann bei dieser Lehre von A bis Z alles machen. Vor allem, wenn dann später auch noch die Planung hinzukommt. Dann werde ich von der Planung über die Ausführung bis zur Inbetriebnahme alles machen können.

Wie beschreiben Sie Ihren Beruf?

Er ist anstrengend. Vor allem auf dem Dach. Es ist aber auch sehr viel Kopfsache, unter anderem bei Inbetriebnahmen und später bei den Planungen. Aber es ist extrem spannend.

Es ist also eine Arbeit, bei welcher Sie sowohl körperlich als auch mit dem Kopf arbeiten müssen?

Es braucht den Kopf schon sehr. Man darf keinen Seich machen. Die Arbeit auf dem Dach ist dann aber mehr körperlich.

Was sind Ihre bisher grössten Herausforderungen?

Es ist vieles neu. Es gibt zum Beispiel sehr viele verschiedene Wechselrichterarten, was es bei Inbetriebnahmen schwierig macht. Da muss man auf sehr viele Dinge achten, auch weil jeder Typ von Wechselrichter anders in Betrieb genommen wird. Es gilt jeweils herauszufinden, was man jetzt bei diesem Gerät machen muss, damit es dann auch läuft.

Ist auch sehr viel IT mit dabei.

Das stimmt. Vor allem bei den Technikern ist sehr viel IT mit dabei. Sie hängen zum Beispiel oft ihren Laptop an die Wechselrichter, um sie zu programmieren.

Was geht in der Schule ab?

Da haben wir Sport, Berufskunde und Allgemeinbildung. Wobei ich bei der Allgemeinbildung nicht dabei bin, weil ich gleichzeitig die Berufsmatura mache. Bei der Berufskunde schauen wir gegenwärtig die Gebäudehülle genauer an. Das ist eines der Themen, die man in jedem Bauberuf behandelt. Aber wir werden auch unterrichtet über die Regeln auf der Baustelle oder über das Beladen von Fahrzeugen.

Sind Sie gut in der Schule?

Ja. So, wie ich es einschätze, schon.

Können Sie Ihren Beruf auch anderen jungen Leuten empfehlen?

Ja, sicher! Vor allem Leuten, die gerne Abwechslung haben, sowohl drinnen als auch draussen, mit dem Kopf als auch körperlich arbeiten wollen, ist dieser Beruf sehr zu empfehlen.

Und wenn dich eine interessierte Person wegen der clevergie ag fragt, würdest du antworten …

… dass hier gut zu dir geschaut wird, dass hier gute MitarbeiterInnen beschäftigt sind und ein gutes Klima herrscht. Und dass es hier einfach passt und ich, wenn ich mich neu entscheiden könnte, mich wieder für die clevergie ag entscheiden würde.

Aber Sie wohnen doch in Bern. Ein ziemlich weiter Weg, vor allem für einen Lernenden.

Trotzdem würde ich mich jederzeit wieder dafür entscheiden. Ich habe in Wyssachen ein Zimmer. Das macht es im Winter leichter. Aber im Sommer, wenn es wärmer ist, reise ich mit dem Roller hin und her.

Haben Sie Hobbys?

Seit bereits acht Jahren spiele ich Unihockey, seit letztem Jahr auf Stufe Leistungssport. Zuvor spielte ich bei Wohlen und jetzt bei Floorball Köniz. Dadurch bin ich auch ziemlich viel in der ganzen Schweiz unterwegs. Aber ich bin auch gerne mal am Abend mit Kollegen zusammen.

Ist es für einen jungen Menschen nicht ein Kulturschock, aus der Stadt Bern heraus eine Lehre im beschaulichen Wyssachen zu machen?

Ich wohne etwas ausserhalb der Stadt. Von dem her bin ich mir das Ländliche auch gewohnt. Aber mit den Kollegen bin ich halt schon auch in der Stadt unterwegs. Deshalb ist es hier schon anders. Auch die Baustellen wären in der Stadt überwiegend anders als hier draussen.

Was erzählen Sie Ihren Freunden in Bern über Wyssachen?

Dass es halt abgelegen ist. Aber wir haben in Bern keine Energiefirma wie die clevergie ag. Mein bester Kollege erlernt den gleichen Beruf wie ich. Auch er reist von Bern in den Oberaargau.

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