Den Heizungen im Keller wurde in den letzten Wochen eher weniger Beachtung geschenkt, der Sommer kam – etwas verspätet – doch noch in den Oberaargau. Auch das Lüften war im Vergleich zum Winter einfach. Die Fenster wurden einfach gekippt oder länger geöffnet, um etwas Luft in die Häuser zu lassen. Was beim Heizen und Lüften im Winter zu beachten ist, lesen Sie hier.
TEXT: Dominik Lehmann; FOTOS: Adobe Stock, clevergie
Warum lüften wir unsere Gebäude? Durch Lüften werden alle in der Raumluft angereicherten Stoffe aus dem Gebäude abgeführt. Schadstoffe und Gerüche werden verdünnt bzw. bei einem vollständigen Luftwechsel (100 % alte Luft raus, 100 % frische Luft rein) vollständig entfernt. Die Häufigkeit des Lüftens hängt von der Nutzung der einzelnen Räume ab. Eine vierköpfige Familie produziert im Gebäude ca. 12 Liter Wasser pro Tag, dieses Wasser muss als Wasserdampf über den Tag verteilt aus dem Gebäude gelüftet werden. Einmaliges Lüften reicht nicht aus, da ein Grossteil der Feuchtigkeit auch in Textilien, Einrichtungsgegenständen und Bauteilen gespeichert ist und erst nach und nach wieder an die Raumluft abgegeben wird. Beschlagene Fenster oder Wände sind immer ein Zeichen für zu hohe Luftfeuchtigkeit. Beim Lüften sollte immer ein vollständiger Luftaustausch erfolgen.
GRUNDSÄTZLICH WIRD ZWISCHEN FOLGENDEN LÜFTUNGSSITUATIONEN UNTERSCHIEDEN:
- Manuelles Lüften im Sommer
- Manuelles Lüften im Winter (während der Heizperiode)
- Mechanische Lüftung (kontrollierte Wohnungslüftung, auch Komfortlüftung genannt)
Eine kontrollierte Wohnraumlüftung regelt den Luftaustausch automatisch. Dadurch wird nicht nur Heizenergie gespart, sondern auch die Luftfeuchtigkeit positiv beeinflusst.
WAS IST BEIM HEIZEN (UND LÜFTEN) EINES WOHNGEBÄUDES ZU BEACHTEN?
Um Feuchtigkeitsprobleme in Wohnräumen, insbesondere in Altbauten, zu vermeiden, sollten einige Massnahmen beachtet werden. Zunächst ist es wichtig, die Raumtemperatur nicht unter 20 °C sinken zu lassen, da warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Schlafzimmer sollten auch tagsüber beheizt werden, idealerweise auf mindestens 20 °C, um die über Nacht in den Textilien angesammelte Feuchtigkeit (ca. 1 Liter pro Person und Nacht) durch regelmässiges Lüften zu entfernen. Auch bei nebligem oder regnerischem Wetter sollte gelüftet werden, da die Luft nach der Erwärmung wieder Feuchtigkeit aufnehmen kann. Beim Stosslüften sollten die Thermostatventile an den Heizkörpern möglichst geschlossen sein, um Energieverluste zu minimieren. Es empfiehlt sich auch, in jeder Wohnung oder jedem Haus ein Thermohygrometer zu verwenden, um die relative Luftfeuchtigkeit und die Raumtemperatur im Auge zu behalten. In Altbauten sollte die relative Luftfeuchtigkeit während der Heizperiode 50 % nicht überschreiten und die Raumtemperatur immer mindestens 20 °C betragen. In Neubauten kann die Luftfeuchtigkeit bis zu 60 % betragen und die Temperatur sollte nicht unter 19 °C fallen.
MITTELMASS IST GEFRAGT
Wird im Gebäude zu viel Wasserdampf produziert und das Heiz- und Lüftungsverhalten nicht entsprechend angepasst, kann es schnell zu Schimmel in der Wohnung kommen. Sollte dennoch ein Schimmelpilzbefall festgestellt werden, ist die Ursache durch einen Fachmann abzuklären.
Wichtigste Regeln beim Lüften
- Beim Lüften sollten gegenüberliegende Fenster für mindestens 5 bis 10 Minuten vollständig geöffnet werden (Stosslüftung).
- Fenster zum Lüften nicht in Kippstellung öffnen (geringer Luftaustausch, Auskühlung der Fensterleibung, Feuchtigkeitsprobleme und Schimmelgefahr).
- Je nach Nutzung, 4-Personen-Haushalt, normale Nutzung ca. 3–4 mal pro Tag, Schulklasse 1 mal pro Stunde.
- Im Bad beim Duschen und Baden die Tür geschlossen halten, danach die Fliesen mit einem Gummiabzieher vom Wasser befreien und stosslüften, sonst tagsüber alle Türen offen lassen und in der Heizperiode gleichmässig heizen.
- Beim Kochen/nach dem Kochen intensiv lüften (Feuchtigkeit und Gerüche entfernen).
- Bei Altbauten sollten die Möbel mit einem Abstand von 8 bis 10 cm an die Aussenwände gestellt werden.
- Bei Neubauten muss zur Beseitigung der Baufeuchte besonders intensiv geheizt und gelüftet werden. Professionelle Bautrockner sind zu bevorzugen.