
Wie halte ich im mein Haus bei hohen Temperaturen kühl? Unsere Expertentipps.
TEXT: Dominik Lehmann; Grafik: Joël Jakob
Die Temperaturen im letzten Jahrhundert sind in der Deutschschweiz um 1,3 Grad Celsius gestiegen. Die Prognosen zeigen: Dieser Trend setzt sich fort, ein zusätzlicher Anstieg um weitere 2°C ist sehr wahrscheinlich. Als Folge des Klimawandels werden wir in Zukunft Gebäude weniger heizen, dafür mehr kühlen müssen. Um auch unter diesen Vorzeichen im Sommer angenehme Innentemperaturen zu haben, bedarf es einer umsichtigen Planung sowohl bei Neubauten als auch bei Sanierungen. Mit optimalem Sonnenschutz, effizienter Wärmeabfuhr und angepasstem Nutzerverhalten können auch in Zukunft behagliche Raumtemperaturen erreicht werden – im Wohnungsbau oft ohne Klimaanlage.
HITZESCHUTZ BEI DER PLANUNG
Ziel des sommerlichen Wärmeschutzes ist es, ein angenehmes Raumklima ohne technische Hilfsmittel zu erreichen. Faktoren wie die Gebäudeausrichtung oder die Verschattung durch Balkone, Vordächer und Begrünung helfen, die sommerliche Hitze in Schach zu halten. Wichtig ist auch der Wärmeeintrag durch Fenster. Durch die richtige Position, Grösse und die richtigen Fenstertypen kann die Hitze draussen gehalten werden.
Ein Bauteil (Wand, Dach etc.) schützt das Haus nicht nur im Winter vor Kälte. Massive, gut gedämmte Bauteile mit hoher Speicherfähigkeit schützen die Räume auch besser vor sommerlicher Hitze.
Beispielsweise ist nach einer Dachsanierung der Wärmeschutz im Sommer oft deutlicher spürbar als die Energieeinsparung im Winter. Die Sanierung der Gebäudehülle lohnt sich also nicht nur im Hinblick auf die Heizkosten, sondern vor allem für das ganzjährige Raumklima.
Ist ein Gebäude schlecht gedämmt, hilft es, tagsüber Jalousien oder Rollos zu schliessen, um die warmen Sonnenstrahlen nicht ins Haus zu lassen.
MIT DEM LÜFTEN KÜHLEN?
Die kostengünstigste Art, ein Gebäude zu kühlen, ist die Nachtlüftung. Dabei werden bei niedrigeren Aussen- als Innentemperaturen die Fenster länger geöffnet und die in den Räumen gespeicherte Wärme nach draussen «gelüftet». Dabei sind jedoch Sicherheit (Einbrecher!), Luftqualität oder Lärm zu berücksichtigen.
In Gebäuden mit Komfortlüftung werden oft «falsche Hoffnungen» geweckt und die Bewohner gehen davon aus, dass die Lüftung das Gebäude automatisch kühlt. Die kontrollierte Wohnraumlüftung allein reicht jedoch bei relativ geringen Luftvolumenströmen ohne zusätzliche Massnahmen in der Regel nicht aus, um die Räume zu klimatisieren.
Es besteht die Möglichkeit, die Zuluft zum Gebäude zu entfeuchten. Dadurch wird die Raumtemperatur zwar nicht gesenkt, aber das Klima angenehmer.
MIT DER HEIZUNG KÜHLEN?
Bei einem Heizungsaustausch kann auch an Kühlung gedacht oder zumindest die Machbarkeit geprüft werden. Im Winter heizt die Wärmepumpe die Räume, im Sommer kühlt sie sie über die Fussbodenheizung. Beim «aktiven Kühlen» mit einer Luftwärmepumpe wird der Prozess umgekehrt. Die Wärme wird dem Erdreich entzogen und über die Wärmepumpe an die Aussenluft abgegeben. Die sogenannte «passive Kühlung», bei der eine Erdsonde oder Grundwasser zur Absenkung der Raumtemperatur genutzt wird, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dies liegt unter anderem daran, dass für die passive Kühlung nur sehr wenig Strom benötigt wird. In jedem Fall ist darauf zu achten, dass durch die Kühlung keine Schäden durch Kondenswasser entstehen und sich die Böden (vor allem bei Plattenbelägen) ohne Hausschuhe unangenehm kalt anfühlen.
«Mit optimalem Sonnenschutz, effizienter Wärmeabfuhr und angepasstem Nutzerverhalten können auch künftig behagliche Raumtemperaturen erreicht werden – im Wohnungsbau oft ohne Klimaanlage.»
