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Faktencheck zur Solaranlage

Faktencheck zur Solaranlage 1

Zu teuer, ineffizient und bergeweise Sondermüll: Einige Vorurteile halten sich hartnäckig in Bezug auf die Solarenergie. Wir klären auf, was wirklich wahr ist.

TEXT: Lukas Meister; FOTOS: Christoph Heilig

1. IN DER SCHWEIZ SCHEINT DIE SONNE VIEL ZU SELTEN

Fakt ist: Auf die gesamte Fläche der Schweiz fallen jährlich rund 200-mal mehr Sonnenstrahlen an, als die Schweiz an Energie braucht. Wenn das vorhandene Potential gemäss der Webseite www.sonnendach.ch genutzt würde, könnten in der Schweiz rund 20m2 Solarpanels pro Einwohner installiert werden (Dächer und Fassaden). Nötig wären 8 m2. Das Potential ist also vorhanden. Natürlich würden die gleichen Solarmodule in der Sahara etwas mehr Strom produzieren als in der Schweiz. Allerdings müssen dann die Leitungsverluste für den Transport wieder abgezogen werden und die Abhängigkeit durch den «Energielieferanten» in Nordafrika ist möglicherweise politisch auch unerwünscht. Übrigens: Das Jungfraujoch hat ziemlich genau die gleiche Einstrahlung wie die Sahara (Globalstrahlung von 1700 kWh / m2). Im Schweizer Mittelland beträgt die Globalstrahlung rund 1150 kWh / m2.

2. EINE SOLARANLAGE IST VIEL ZU TEUER

Fakt ist: Solaranlagen sind in den letzten 15 Jahren preislich rund zehnmal günstiger geworden. Gleichzeitig ist der Wirkungsgrad um den Faktor drei gestiegen. Hinzu kommt, dass Bund und Kantone die Solarenergie sowohl direkt fördern als auch die Investition steuerlich abzugsfähig ist. Als Rechenbeispiel kann man eine 30-m2– Solaranlage auf einem Neubaudach rechnen. Diese kostet rund 15 000 Franken und produziert rund 7000 kWh pro Jahr. Eine Kilowattstunde kostet somit über die Lebensdauer von 25 Jahren rund 10 Rappen. Zu diesem Preis kann kein Energieversorger Strom liefern. Wer nicht selbst investieren möchte, hat die Möglichkeit, sein Dach an einen Contractor zu vermieten. Im Oberaargau bieten dies beispielsweise die cleverteam ag und die Solarkraft Oberaargau AG an. Somit kann man ohne Kosten direkt von der Sonnenenergie profitieren. Und Hand aufs Herz: Ausser der Solaranlage kann man an einem Eigenheim nichts amortisieren. Bodenbeläge, Küche, Heizung, alles nur Kosten. Die Solaranlage ist das einzige Bauteil, das sich über die Lebensdauer selber bezahlt macht.

«Solaranlagen sind in den letzten 15 Jahren rund zehnmal günstiger geworden. Gleichzeitig ist der Wirkungsgrad um den Faktor drei gestiegen.»

3. DIE PANEL-HERSTELLUNG BRAUCHT ZU VIEL ENERGIE

Fakt ist: Jede Fertigung von Material und Produkten benötigt Energie, welche in Form von grauer Energie im Produkt enthalten ist. Im Fall von Solarmodulen spricht man von der Energy- Payback-Zeit, also der Zeit, die benötigt wird, um die aufgewendete Energie wieder herzustellen. Je nach Installationsort ist die graue Energie des Solarmoduls innerhalb von 1,5 Jahren (Süddach) bis 5 Jahren (Nordfassade) wieder hergestellt. Somit kann man grob sagen, dass ein Solarmodul über die Betrachtung von 25 Jahren fünf bis 17-mal mehr Energie liefert, als die Herstellung benötigt hat. Eine Studie des Bundesamts für Energie zeigt zudem, dass der CO2 Inhalt von Solarstrom in der Schweiz bei rund 42,5 g pro Kilowattstunde (kWh) liegt. Der Schweizer Strommix liegt ansonsten durchschnittlich bei 136 g CO2 / kWh, in Deutschland liegt der Durchschnitt sogar bei über 400 g / kWh.

4. SOLARANLAGEN LANDEN IM SONDERMÜLL

Fakt ist: 80 bis 90 Prozent eines Solarmoduls können bereits heute rezykliert werden. Die Menge und somit das wirtschaftliche Interesse an diesem Recycling ist jedoch noch klein. Allerdings zahlt man mit dem Kauf eines Solarmoduls bereits die Entsorgung über das System «vorgezogene Recyclinggebühr VRG». Solarmodule können somit, wie Kühlschränke, einfach abgegeben werden, ohne dass für die Entsorgung noch bezahlt werden müsste. Aber was ist im Modul drin, das möglicherweise Sondermüll wäre? Ein Solarmodul besteht hauptsächlich aus Glas, Metall (Alurahmen, Silber, Kupfer) und Silizium (Zellen). Silizium ist nach Sauerstoff das häufigste Element unserer Erde und ganz einfach «Sand». Reines Silizium nennt man umgangssprachlich Quarz und es ist völlig ungiftig.

Faktencheck zur Solaranlage 2

5. SOLAR- UND WINDSTROM SCHWANKEN STARK

Fakt ist: Zusammen mit der Wasserkraft ist die Schweiz in der Lage, die Kernenergie komplett durch Wind- und Solarstrom zu ersetzen. Aber der Stromverbrauch ist nicht konstant. Diese Schwankungen werden jedoch bereits heute durch Pumpspeicherkraftwerke ausgeglichen. Die Schweiz hat im europäischen Stromnetz eine ganz spezielle Rolle, unsere Stauseen sind «die Batterie Europas». Vielleicht ist zukünftig Niedertarif an schönen Sonnentagen, Hochtarif dann aber an kalten Hochnebeltagen? Wer weiss. Das veraltete System von Hoch und Niedertarif entstand, um einen Anreiz zu schaffen, den Strom von Kernkraftwerken auch in der Nacht zu verbrauchen. Wer sagt, dass in Zukunft die Elektroboiler nur nachts geladen werden? Dies kann problemlos schon heute mit dem eigenen Solarstrom geschehen.

6. SOLARANLAGEN VERURSACHEN ELEKTROSMOG

Fakt ist: Jedes elektrische Gerät erzeugt Elektrosmog in Form von elektromagnetischer Strahlung. Die stärkste Strahlung einer Solaranlage geht vom Wechselrichter oder allenfalls Batteriespeicher aus. Aus diesem Grund sollte der Wechselrichter idealerweise nicht in Wohnräumen installiert werden, sondern in schwach genutzten Kellerräumen. Ein Induktions-Kochfeld erzeugt mit 30 cm Abstand ähnliche Smogwerte wie ein Wechselrichter mit 50 cm Abstand. Nur ist beim Wechselrichter meistens der Abstand grösser und sogar durch Bauteile von Personen getrennt (z. B. Betonwand). Beim Kochfeld steht man jedoch ungeschützt mit eher heiklen Körperpartien direkt im Strahlungsfeld. Hinzu kommt, dass die Solaranlage nachts überhaupt keine Strahlung erzeugt, da die Sonne nicht scheint. Eine Analyse des Bundesamts für Umwelt zeigt zudem, dass die Emissionen aller Anlagenteile die zulässigen Grenzwerte für Strahlung deutlich unterschreiten.

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