Während 13 Tagen reisten wir mit dem Tesla durch Deutschland, Norwegen und Schweden. Eine wunderschöne Reise mit üppigem Fischfang und atemberaubenden Landschaften. Doch hier interessiert vor allem die Ökobilanz.
TEXT: Pascal Amiet; FOTOS: Pascal Amiet
Man sagt, Norwegen fange erst nördlich von Trondheim so richtig an. Eingebettet zwischen malerischen Hügeln und imposanten Bergen ist der ungefähr 30 Kilometer lange Velfjord im Süden von Nordnorwegen ein Paradies für Angler, Wanderer und Naturliebhaber. Er ist ungefähr wie eine grosse Hand geformt, mit zwei bis acht Kilometer langen Nebenfjiorden. Der Hauptfjord ist 20 Kilometer lang und zwei bis vier Kilometer breit und bietet eine vielfältige Struktur. Flachwasserzonen, aber auch extrem tiefe Bereiche bis 500 Meter sowie eine sehr zerklüftete Bodenstruktur sorgen dafür, dass dieser sehr produktive Fjord fast nicht kommerziell befischt werden kann. Für die grossen Fischerbote ist der Fjord nämlich nicht geeignet. Angler dürfen deshalb jederzeit mit dem ganz grossen Fang rechnen. Vom Heilbutt, Köhler, Dorsch, Pollack, Leng, über Meerforelle, Makrele bis hin zum Wittling – Angler dürfen hier jederzeit mit grossen Fängen rechnen. Wir haben jedenfalls erfolgreich gefischt und werden wiederkommen. Geplant ist, dass wir bei der nächsten Reise auch in Schweden fischen. Denn hier können Sie nicht nur fischen. Die Gegend lädt auch zum Wandern ein. Hier finden Sie ein grossartiges Wandergebiet mit vielen markierten Wegen und atemberaubenden Ausblicken. Auch geführte Touren sind möglich. Wer sich besondere Ferien leisten will, findet dort an Unterkünften, was sein Herz begehrt. Luxuriöse, einsam gelegene Ferienhäuser, bestens ausgebaute Campingplätze oder aparte Hotels.
Unsere Reise starteten wir am 6. Juni des letzten Jahres und sie dauerte bis zum 20. Juni. In dieser Zeit sind die Tage lang und die Nächte kurz. Je weiter wir in den Norden kamen, desto länger wurden die Tage und umso kürzer die Nächte, bis Letztere schliesslich ganz aufhörten zu sein.
Nun aber wirklich genug des Norwegen-Marketings. Wir wollten also zum Velfjord. Mit dem Tesla. Und wir hatten uns etwas ganz Besonderes vorgenommen. Wir wollten nämlich wissen, wie die Ökobilanz einer Reise mit dem Elektroauto aussieht. Deshalb haben wir Protokoll geführt.
«Wir wollten wissen, wie die Ökobilanz einer Reise mit dem Elektroauto nach Norwegen aussieht. Deshalb haben wir ein genaues Protokoll geführt.»
Wir, das sind Simon Häusler und ich, Pascal Amiet. Zudem hat Samuel Schoch die Reise mit dem Flugzeug absolviert. Unsere Reise führte uns von Münchenbuchsee über Karlsruhe (DE), Malmö (SWE), Åre (SWE), Velfjord (NOR), Fåberg (NOR) und Oslo (NOR) wieder zurück in die Schweiz. Insgesamt legten wir 4339 Kilometer zurück. Bei den dafür notwendigen 19 Ladestopps luden wir 937kWh, die meisten davon (788kWh) an sogenannten Superchargern. Die Kosten für die Ladungen an den Superchargern betrugen umgerechnet 433 Franken. Die durchschnittliche Ladezeit an den Superchargern betrug 23 Minuten.
Die Fahrten durch Deutschland waren jeweils nicht sehr spannend. Sie dienten dazu, «Kilometer zu fressen». Ungefähr alle drei Stunden luden wir unser Gefährt an Tesla Superchargern neu auf. Diese Stopps benutzten wir dazu, um uns als Fahrer abzuwechseln. Die Planung war von Anfang an auf die Supercharger abgestimmt und daher einfach.
Da wir zu zweit unterwegs waren, haben wir uns während der Ladestopps die Füsse vertreten, einen Kaffee getrunken und die Toilette aufgesucht. Manchmal vertrieben wir uns die Zeit auch mit einem Spiel auf dem integrierten Tesla-Display. Gerade für Kinder sind die sicherlich super! Das Laden ging jeweils gefühlt so schnell, dass wir uns am Schluss zuweilen sogar beeilen mussten, wieder weiterzufahren, was teilweise fast schade war. Denn mit dem Tesla ergeben sich an den Ladestationen oftmals spannenden Gespräche mit anderen Fahrern von Elektroautos. Wir haben diese jeweils nur ungern unterbrochen.
DER ENERGIEVERBRAUCH
Die 937kWh Energie, die wir geladen haben, rechnen wir noch mit Faktor 1,1, um die Ladeverluste auszugleichen (genaue Angaben konnte ich nicht finden, 10% sind aber gemäss verschiedenen Quellen ein realistisches Maximum).
Wir waren zu zweit unterwegs, können also die Energie für die weiteren Berechnungen durch 2 teilen um den Energieverbrauch pro Person zu erhalten.
Ich selbst habe für die Reise (hin und zurück) also 515kWh Strom tanken müssen. Diese Energie hätte gereicht, um
- 22 000 Mal ein iPhone Xr komplett zu laden
- 6500h Netflix zu streamen (in WLAN mit einem iPad)
- 4000 Mal mein MacBook komplett zuladen
- 703 Mal den Geschirrspüler laufenzulassen
- 1436,78 Minuten (fast 24 Stunden) bei 39° Celsius zu duschen (mit einem WP-Boiler könnte man sogar noch 3x länger duschen!)
CO2-AUSSTOSS
Hier gilt es zu beachten, dass es gerade bei CO2-Berechnungen sehr schwierig ist, korrekte Systemgrenzen zu setzen. Zählt beispielsweise bei einem Flug nur der CO2-Ausstoss, den der Flieger verursacht, oder auch die Herstellung des Kerosins? Müsste man beim Tesla die Herstellung des Fahrzeuges auch noch mitrechnen? Falls ja, müsste man dies beim Flugzeug auch! Ich schlage vor, dies einfach als grobe Überschlagsrechnung zu betrachten.
TESLA-LADUNGEN
Der Strom der Supercharger kommt gemäss Tesla aus erneuerbaren Quellen, weiter ist die Herkunft jedoch nicht spezifiziert. Zur Vereinfachung rechnen wir einmal mit dem CO2-Emissionsfaktor von Photovoltaik-Strom, der bei ca. 56g CO2-Äq/kWh (Kohlendioxidäquivalent pro Kilowattstunde) liegt. Dies ergibt für die gesamte Reise einen CO2-Ausstoss fürs Laden des Tesla von 29kg CO2-Äquivalent. Pro gefahrenem Kilometer sind das CO2-Emissionen von 6,64g CO2-Äquivalent. Der deutsche Strommix hat einen durchschnittlichen Emissionsfaktor von 420g CO2-Äq./kWh, was wohl fast der schlechtmöglichste Fall wäre.
Hätten wir mit diesem Strommix geladen, betrügen die Emissionen pro Person 216,3kg CO2-Äq. bzw. 49,8g CO2-Äq. / km.
«Insgesamt haben wir pro Person 255 kg CO2-Äquivalent in die Luft emittiert. Zum Vergleich: Mit dem Flugzeug wären es 1306 kg pro Person gewesen.»
FÄHRENFAHRTEN
Bei der Fähre ist die Rechnung etwas schwieriger, da praktisch keine Daten vorhanden sind. Ich habe für unsere Fähre in einem Internet-Forum einen Verbrauch von 120 Tonnen Schweröl pro 24h gefunden. Bei einer durchschnittlichen Belegung von 75 % kommen wir bei unserer Reise von 20 Stunden auf einen CO2- Ausstoss für die beiden Fähr-Überfahrten (Fähre Oslo-Kiel und Puttgarden DE – Rødbyhavn DK) einen Totalausstoss für beide Fährüberfahrten von 226 kg CO2-Äq.
Nun sollte man ja solchen eigenen Berechnungen nie trauen, weshalb ich noch einen CO2-Rechner gefragt habe. Gemäss diesem Rechner verursacht eine 2-tägige Seekreuzfahrt 210 kg CO2-Emissionen pro Person, wir sind also (wohl eher zufällig) sehr nahe!
TOTALER CO2- AUSSTOSS
Insgesamt (Fähre und Tesla- Ladungen, hin- und retour) haben wir pro Person 255 kg CO2-Äq. in die Luft emittiert.
Zum Vergleich: Pro Jahr verursache ich gemäss WWF-Footprint-Rechner einen totalen CO2- Ausstoss von 5220 kg v-Äq.
Wir hätten unseren Ausstoss wesentlich verringern können, wären wir nicht mit der Fähre via Dänemark nach Norwegen gefahren, was allerdings unsere Reisezeit um ca. acht Stunden verlängert hätte. In unseren Berechnungen ist nur die Reise, nicht aber der Aufenthalt in Norwegen eingerechnet.
VERGLEICH MIT DEM FLUGZEUG
Zum Vergleich: Ein Flug von Zürich nach Brønnøys und retour (via Oslo und Tromsø) verursacht gemäss Rechner von myclimate einen CO2-Ausstoss von 1306 kg CO2-Äq. pro Person (ohne Transfer nach Zürich und Brønnøys und retour).
ANMERKUNGEN
Wenn «knapp» gefahren wird, muss man dem Navi vertrauen. Nicht so wie wir beim ersten Ladestopp, als wir dachten, wir wissen besser wo es lang geht und uns deshalb verfahren haben. Ankunft mit nur vier Prozent Ladestand ist schon etwas knapp auf der Autobahn…
Schweden ist, im Vergleich zur Schweiz und vor allem Norwegen, noch nicht sehr elektroautofreundlich. In Malmö haben wir gerade mal drei Hotels mit einer Ladestation gefunden. Allerdings handelte es sich bei der «Ladestation» nur um eine Schuko-Dose. Zum Glück hatte ich einen Reiseadapter dabei. Damit konnte ich über Nacht mit dem Tesla-Schnarchlader wenigstens soviel wieder aufladen, dass es zum nächsten Supercharger gereicht hat.